Die Entstehung des Staffelsees

Unsere Landschaft ist aus drei großen Gesteinseinheiten aufgebaut, die jeweils zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind: Die Alpen, die Molasse und die eiszeitlichen Gesteine: Sie geben der Landschaft ihr heutiges abwechslungsreiches Aussehen.Die ältesten Gesteine bauen die Alpen auf. Sie sind in einem Meer abgelagert worden, das Europa und Afrika trennte. Dabei kam es zur Bildung mächtiger Kalksteinschichten, die heute unter anderem den Heimgarten und den Herzogstand, aber auch die Zugspitze und andere Berge aufbauen. Gleichzeitig kam es in anderen Bereichen des Meeres auch zur Ablagerung von Sand und Ton, aus denen später feste Sand- und Tonsteine wurden. Diese treten heute zum Beispiel in den Köcheln im Murnauer Moos an die Oberfläche und werden dort in den Steinbrüchen abgebaut. Die Ablagerung der Gesteine begann vor etwa 250 Millionen Jahren und dauerte rund 200 Millionen Jahre an. Da dies alles unter dem Meeresspiegel erfolgte, war von den Alpen noch nichts zu sehen. Erst sehr viel später, vor etwa 70 Millionen Jahren, wurden die Schichten zum Gebirge aufgefaltet und tauchten langsam aus dem Meer auf. Die Faltung dauerte bis etwa vor 30 Millionen Jahre, die Hebung des Gebirges dauert heute noch an. So hebt sich das Gebirge heute noch um 1 mm pro Jahr. Mit der Heraushebung der Alpen aus dem Meer entstand im Vorland ein neues Meer, das Molassemeer. In diesem Meer wurde der Abtragungsschutt abgelagert, den Flüsse aus den noch jungen Alpen mitbrachten. Dadurch ist das Molassemeer langsam aufgefüllt worden. Bei den Gesteinen handelte es sich zunächst um losen Kies und Sand sowie Mergelschlamm. Daraus sind später feste Konglomerate, Sandsteine und Mergelsteine geworden. Am Alpenrand wurden diese Gesteine schließlich noch gefaltet, sodass sie heute als steilstehende Schichten zu langgestreckten Hügelketten führen. Beispiel hierfür ist z.B. die Hügelkette der Aidlinger Höhe, die sich im Baumberg fortsetzt, im Königswald umbiegt und über Pölten und Murnau bis nach Bad Kohlgrub zu verfolgen ist. Die Molassegesteine haben ein Alter zwischen 37 und 10 Millionen Jahre. Bei der dritten Gesteinschicht handelt es sich um eiszeitliche Kiese, Sande und Lehme, die von Gletschern und deren Schmelzwasser abgelagert wurden. Insgesamt gab es im Alpenvorland mindestens sechs Vergletscherungen, wahrscheinlich waren es mehr. In unserer Gegend sind allerdings nur Ablagerungen aus der letzten Eiszeit erhalten geblieben, die vor 20.000 Jahren ihren Höhepunkt hatte. Alle älteren Ablagerungen aus früheren Eiszeiten wurden vom Gletscher der letzten Eiszeit abgetragen. Diese Ablagerungen sind vor allem im Gebiet von Staffelsee und Riegsee und nördlich von Habach verbreitet.

Der Staffelsee

Die „Würmeiszeit“ begann vor ca. 70.000 Jahren und endete vor ca. 11.000 Jahren. Zum Ende der Würm-Eiszeit zog sich der Loisachgletscher immer weiter zurück. Die Stelle, wo heute die Ortschaft Seehausen am Staffelsee liegt, wurde etwa vor 8000 Jahren eisfrei. Die Landschaft ringsherum bestand aus nackten Kies- und Schlammflächen, in den Becken von Murnauer Moos, Staffel- und Riegsee lagen riesige Eismassen, die der Gletscher hinterlassen hatte. Als dieser schmolz, entstanden der Staffel- und der Riegsee. Die Temperatur war nach wie vor eisig kalt.

Der Staffelsee ist also ein „Toteis-See“ aus der letzten Eiszeit. Als „Toteis“ werden vom aktiven Gletscher abgetrennte Eismassen bezeichnet.
Damals lag der Wasserspiegel des Staffelsees noch ca. 10 m höher als heute. Das Obernacher Moos im Westen war Teil des Staffelsees. Auch das Eschenloher und Murnauer Moos waren ein großer See mit den sogenannten Köcheln (Felskuppen) als Inseln. Dieser See wurde zum Teil von der Loisach von Süden her zugeschüttet, größtenteils verlandete er aber durch Moorwachstum. Bis zu 15 m mächtige Torfschichten sind aus dem Murnauer Moos bekannt. Noch vor 7000 Jahren gab es größere Seen im Moos. Am Ende der Eiszeit wanderten dann die Pflanzen wieder ein. Zunächst nur anspruchslose Arten, die mit dem kalten Klima zurechtkamen. Später dann Nadelbäume und vor etwa 10000 Jahren Laubbäume. Sie überzogen alles mit einem dichten Urwald, wie er heute nur noch an wenigen Stellen zu finden ist. Viele kleine Seen, die ursprünglich in diesem Wald zu finden waren, sind heute verlandet und bilden die weit verstreuten Möser und Filze.

Heutige Ausdehnung, Tiefe und Besonderheiten

Die Oberfläche des Sees misst heute 766 ha (also mehr als 1.000 Fußballfelder!), seine Uferlänge 28 km. Während im Westen große Flachwasserzonen bestehen, beträgt die Wassertiefe im Südosten teilweise 15 m und im Norden bis zu 40 m. Steile Abstürze, Gräben und Erhebungen prägen das Bild unter Wasser. Über Wasser erheben sich sieben Inseln: Wörth, Buchau, Große Birke, Mühlwörth, Kleine Birke, Gradeneiland und St. Jakob.
Mit Wassertemperaturen bis 28 ºC zählt der Staffelsee heute zu einem der wärmsten Seen Bayerns.


Weiterführende Informationen finden sich im Buch „Markt Murnau am Staffelsee“ – Beiträge zur Geschichte Band 1 von Frau Dr. Marion Hruschka und auf der Website der Nachbargemeinde Habach: „Geologische Geschichte des Raums um Habach“ von Dr. habil. Ludger Feldmann, Kaarst (https://habach.de/geologie).