St. Mauritius-Kapelle mit seinen Fresken

„Wer vom Bahnhof Murnau kommend gegen den Markt zugeht und dabei die Fahrstraße einhält, dem wird nach kurzem Weg in dem Dörfchen Riedhausen linkerhand ein freundliches Kirchlein mit gefälligem Zwiebeltürmchen angenehm in die Augen fallen“.

Zitat Hans Stubenrauch

 

Josef Schmötzer (1912-1981) hat die erste Zusammenfassung von Bildern und Texten zu den Fresken der Mauritiuskirche in Riedhausen erstellt. Seine Ausführungen sind hier abgedruckt:

Einleitung

Die Wände der Kapelle, die sehr viel älter sind, wurden zum Teil aus Bruch- und Feldsteinen ausgeführt. Auf diese mit Putz sehr wenig ausgeglichene Feldsteinmauer hatte der Maler als erste Schicht für Vorzeichnung nur einen ziemlich fetten Kalk aufgetragen, der großteils direkt auf den Feldsteinen saß und unmittelbar darauf kam der Putzauftrag für das Fresko. Die runden ungleichmäßig vorspringenden Feldsteine wurden vom Putz nachgeformt und geben einen reizvollen Grund für die Malerei.

Freskenbeschreibung

Beginnen wir mit der Betrachtung der Nordwand gegenüber dem früheren Eingang. Hier hatte, wie damals St. Christophorus seinen Platz bekommen. Er ist die monumentalste Darstellung aus dem ganzen Bilder Zyklus. Wenn auch nur der obere Teil als Fragment erhalten ist, so hatten wir doch das Glück, Kopf und Hände des Heiligen, so wie die Gestalt des Christuskindes fast unversehrt herauszubringen. Was den Gestalten an Gewand fehlte, war glück­licherweise noch als Kalkzeichnung auf der unteren Kalkschicht vorhanden. Anschließend an die Christopheros-Darstellung begann die Bildfolge, die sich wie ein bunter Fries dicht unterhalb der damaligen Holzdecke beginnend bis in die Höhe der jetzigen Fenster, abgegrenzt durch Ornamentbänder oder zarten gotischen Säulen an der Nord- und Südwand des Schiffes entlang zog.

Nach dem ersten Fenster sehr gut erhalten die Dornenkrönung und anschließend ein sehr schönes Fragment der trauernden Frauen unter dem Kreuz.

Nach dem zweiten Fenster haben wir eine Darstellung aus der Apokalypse des Hl. Johannes auf Patmos. In der rechten unteren Bildecke (linke Freske) sitzt der Heilige, eines der Gesichter eifrig aufzeichnend – es ist die Gestalt der Gottesmutter mit dem Jesusknaben auf dem Arm. Die Erscheinung blendete ihn und er sagte: „und sie war in die Sonne gekleidet.“ Der Künstler, wenn er nicht aus dem rechtsrheinischen Gebiet selber stammte, doch von dort eine Anregung bekommen hat. In der Haltung mit dem leicht abgewinkelten Oberkörper ähnelt sie dem Madonnentyp, der um 1331 aus Frankreich und Rheinland kam. Sie ist sehr anmutig und elegant in der Bewegung. In der Bildecke an der Chorwand sieht man zwischen den roten Wolken und den kleinen Bäumen Köpfe und Krallen des siebenköpfigen Ungeheuers. Auf der rechten Freske ist Mariens Tod dargestellt.

An der anderen Seite der Chorwand ist nur die rechte obere Ecke eines Bildes erhalten. Sie zeigt eine Reihe von Kriegsknechten, speertragend und mit gotischen Helmen angetan. Hier war wahrscheinlich vorausschreitend der Hl. Mauritius, der Patron der Kirche dargestellt.

Auf der ganzen Südwand sind nur noch Köpfe von zwei weiblichen Heiligen – Katharina und wahrscheinlich Barbara – als Fragment erhalten.

Über der später in die Westwand verlegten Eingangstür ist ein Fragment einer reizenden gotischen Stadt, gemeint ist wohl „Jerusalem die Hochgebaute“. Vielleicht war sie der Hintergrund zu einer Darstellung des Einzuges in Jerusalem.

Der Chor ist etwas schmäler und ebenso ausgemalt wie das Kirchenschiff. Es gab damals ein Ostfenster, das mit dem späteren Turmbau zu gemauert wurde. Der Turm drückte dann sehr stark auf die Ostwand, die durch einen eisernen Schlauder gehalten wird. Im Chorraum konnte kein zusammenhängendes Fresko gefunden werden.

An der Nordwand unter dem Fragment eines großformatigen Heiligen fand sich eine kleine figurenreiche Darstellung. St. Petrus hat das Himmelstor aufgelassen und zeigt der Menge der Seligen das himmlische Jerusalem.

In den vorderen Gestalten erkennen wir einen Papst, einen Kardinal und einen Bischof. St. Petrus hat den Papst an der Hand gefasst und zieht ihn zu sich herauf.

Sinngemäß war gegenüber die Gruppe der Verdammten gewesen. Hiervon ist nur noch ein Fragment erhalten. Wir erkennen in der oberen rechten Ecke den Teufel, der mit feurigen Zungen den Kopf eines Verdammten umstreicht, und man sieht dem an, dass ihm gar nicht wohl dabei ist. Während unter der Gruppe der Seligen eine rote Drapierung mit Frauen ist, sehen wir bei dem Gegenüber nur ein gemaserte Holzplanke.

 

Anmerkungen
Mehr über die Geschichte der Mauritiuskirche, ihre Erbauung, die Entdeckung der Fresken durch Herrn Gege und deren Restaurierung durch Frau Maria Heise steht im Kirchenführer von Dr. Christoph Paulus und im Buch „Sankt Mauritius in Riedhausen“ erwerben (zu beziehen im Riedhauser Kircherl, im Museum Seehausen und in der Pfarrkirche).